Woran erkenne ich nachhaltige Yoga-Kleidung?
Der physische Teil des Yogas, die Asanas, sind nur ein kleiner Teil des Ganzen. Wer Yoga übt, übt eine Lebenshaltung. Das erklärt, warum sich viele Yogi*nis möglichst nachhaltige Yogakleidung wünschen. Aber wie findet man Leggings, die diesen Anspruch erfüllen?
Nachhaltige Yoga-Kleidung: Ist Fair Fashion wirklich besser?
Wer Yoga üben will, braucht dazu nicht viel Zubehör: Eine einfache Matte, ein Paar bequeme Leggings und los gehts mit dem Sonnengruß. Mit der Zeit werden deine Ansprüche wahrscheinlich etwas größer. Yogaleggings, die sich am Bund einrollen, deine Bewegungsfreiheit einschränken oder beim Bücken deine Unterwäsche offenbaren, machen auf Dauer einfach keinen Spaß.
Wenn du eine regelmäßige Yogapraxis hast, machst du dir vermutlich auch Gedanken darüber, wie nachhaltig und fair Yogakleidung ist. Ahimsa, die Gewaltlosigkeit, ist schließlich das erste Grundprinzip (Yama) in Patanjalis Yoga Sutra. Doch was genau ist eigentlich das Problem mit konventionell produzierter Kleidung – und was ist der Unterschied zur fairen Mode?
Hier in Deutschland leben wir im Überfluss. Wir sind es gewohnt, uns kurzerhand neue Dinge zu kaufen, statt alte zu reparieren. Die Textilindustrie nutzt das natürlich aus: Viele der großen Modehersteller bringen ständig neue Kollektionen auf den Markt, die uns zum Kauf verführen sollen. Dass Mode leicht verfügbar und spottbillig ist, führt dazu, dass wir viel zu viel kaufen – und viele neue Kleidungsstücke im Schrank verstauben.
Greenpeace fand heraus, dass fast ein Viertel der produzierten Textilien nie verkauft und ein Fünftel der in Deutschland gekauften Kleidung nie getragen wird. Die Folge: Bergeweise Altkleider, die in der Regel auf der Müllkippe landen. Denn inzwischen gibt es so viele abgelegte Textilien, dass sogar ärmere Länder mit der Masse überfordert sind.
Die Produktionsbedingungen sind ein weiteres Problem der Textilbranche. Aus Kostengründen produzieren die meisten Firmen in asiatischen Schwellenländern. Da es dort in der Regel keine Arbeitsschutzgesetze gibt, schuften die Arbeitenden (auch Kinder) oft bis zum Rande der Erschöpfung – und haben trotzdem kaum genug Geld, um zu überleben.
Dazu kommen giftige Chemikalien, die zum Färben und als Mottenschutz eingesetzt werden. Die Stoffe gefährden nicht nur diejenigen, die direkten Kontakt damit haben, sondern erreichen über den Boden, das Grundwasser und natürlich die Kleidung über kurz oder lang auch uns.
In diesen Bereichen ist nachhaltige Mode fairer
Fair-Fashion-Labels setzen ein Statement gegen Verschwendung, Ausbeutung und Umweltverschmutzung. Vielleicht hast du schon mal vom Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit gehört: Es zeigt Umweltfreundlichkeit, Wirtschaftlichkeit und Sozialverträglichkeit als drei essenzielle Pfeiler. Für deine nachhaltige Yogakleidung heißt das zum Beispiel folgendes:
- Faire Bedingungen und angemessene Löhne für die Arbeitenden
- Verbot der Kinderarbeit
- Fairer Handel
- Materialien, die die Umwelt und Ressourcen schonen
- Keine Tierquälerei, wie zum Beispiel beim Gewinnen von Merinowolle
- Verzicht auf schädliche Chemikalien
- Geringere CO₂-Emissionen (z. B. durch kürzere Transportwege)
Wie genau ein Unternehmen Nachhaltigkeit für sich definiert, dabei gibt es große Unterschiede. Während manche Firmen Wert auf vegane Yogakleidung legen und komplett auf tierische Materialien oder Zusatzstoffe verzichten, verwenden andere nur Bio-Baumwolle.
Ein großes Thema ist auch Greenwashing: Viele Hersteller schreiben sich zum Beispiel groß auf die Fahne, dass sie mit recycelten Materialien arbeiten – und verschweigen dezent, wie klein der Anteil eigentlich ist. Bestimmte Verbrauchersiegel können dir bei der Suche nach fairer Yogakleidung helfen.
Yoga-Kleidung aus nachhaltigen Stoffen
Seitdem das Thema Nachhaltigkeit mehr in den Fokus gerückt ist, arbeitet die Textilbranche fieberhaft an der Entwicklung neuer Materialien. Inzwischen gibt es eine Reihe ausgefallener Kreationen: Veganes Leder aus getrockneten Früchten, Handtaschen aus Recycling-Papier oder Yogaleggings aus alten Fischernetzen.
Welche Yogakleidung am nachhaltigsten ist, ist für Laien oft schwer einzuschätzen – denn wie aufwändig die Herstellung des Materials ist, hat großen Einfluss auf die Ökobilanz. Es lohnt sich, auf das Label zu schauen, sich auf der Website des Herstellers zu informieren und bei Unklarheit auch mal direkt nachzufragen.
Baumwolle: Der Klassiker unter den Textilien – Baumwolle ist weich, anschmiegsam, atmungsaktiv, robust und vegan. Yogakleidung enthält in der Regel einen kleinen Anteil Elasthan, damit du auch in einer Grätsche genügend Bewegungsfreiheit hast. Die Nachteile von Baumwolle: Der Anbau verbraucht sehr viel Wasser und die Transportwege sind lang. Baumwolle aus konventioneller Herstellung ist außerdem häufig stark mit Pestiziden belastet. Bio-Baumwolle ist zwar nicht perfekt, aber trotzdem um einiges nachhaltiger.
Bambus: Eine kleine Wunderpflanze – Bambus wächst rasend schnell, ist sehr genügsam und bindet eine Menge CO₂. Als Stoff ist er samtweich und überzeugt viele Yogi*nis durch seinen feinen Glanz. Bei vielen Herstellern gilt Bambus deshalb als Favorit für nachhaltige Yogakleidung. Wie fast immer beim Thema Nachhaltigkeit ist es aber leider nicht ganz so einfach: Einmal wären da wieder die Transportwege. Und damit aus Bambus Kleidung werden kann, muss das Holz unter Einsatz von Chemikalien zu einer Art Zellulose-Brei zerkleinert werden. Das Endprodukt ist dann eine Viskose-Variante – eine künstlich hergestellte Faser auf Basis von Naturmaterialien. Wie nachhaltig Bambusfasern sind, hängt also sehr vom individuellen Herstellungsprozess ab.
Holzfasern: Tencel und Lyocell werden ebenfalls aus Holz gewonnen. Ähnlich wie bei Viskose und Bambus gilt auch für ihre Ökobilanz: Es kommt darauf an, wie der Hersteller vorgeht. Verfolgt er eine nachhaltige Strategie mit wenigen Chemikalien, geringem Energieverbrauch und fairem Handel, ist diese Yogakleidung eine nachhaltigere Alternative.
Kunstfaser: Viele sportlich aktive Menschen finden Kunstfasern praktischer als Baumwolle & Co. Doch Kunstfaser ist nichts anderes als Plastik – und das bringt so einige Probleme mit sich. Das Ausgangsmaterial ist Erdöl, außerdem entsteht beim Waschen schädliches Mikroplastik. Trotzdem sind Kunstfasern in der Textilbranche nach wie vor sehr beliebt. Das ist kein Wunder: Polyester, eine der gängigsten Varianten, ist billig, formbeständig, pflegeleicht und sehr lange haltbar.
Fest steht: Das Plastik, das im Umlauf ist, ist nun mal da. Am nachhaltigsten ist es, es so lange wie möglich zu nutzen und möglichst wenig Neues zu produzieren. Viele Hersteller setzen deshalb auf recyceltes Polyester, zum Beispiel aus alten Plastikflaschen, Fischernetzen oder Müll aus dem Meer. Wenn du dich für Yogakleidung aus Kunstfaser entscheidest, empfehlen wir dir, spezielle Waschbeutel zu verwenden. Sie reduzieren das Mikroplastik, das beim Waschen ins Abwasser gelangt.
Nachhaltigkeit und Yoga gehören zusammen
Neben den oben genannten Materialien und Kriterien gibt es noch weitere Aspekte, die du bei der Auswahl berücksichtigen kannst. Die Art der Kommunikation und Bildsprache viel darüber aus, wie bewusst, rücksichtsvoll und nachhaltig ein Unternehmen handelt. Unternehmen, die ihre nachhaltigen Yogaleggings von echten Menschen aller Größen, Figurtypen und Hautfarben präsentieren lassen, beweisen, dass Gemeinschaft und Inklusivität für sie mehr sind als leere Worte.
Der Begriff Yoga stammt aus dem Sanskrit und bedeutet so viel wie Einheit oder Harmonie. In erster Linie soll Yoga uns helfen, ein bewussteres Leben zu führen – und zu verstehen, dass wir direkt mit unserer Umgebung verbunden sind. Eines der schönsten Mantras im Yoga lautet „Lokah Samastah Sukhino Bhavantu“: Übersetzt heißt das ungefähr „Mögen alle Lebewesen frei und glücklich sein – und mögen meine eigenen Gedanken, Worte und Taten dazu beitragen.“ Yoga und Kleidung, die Menschen und Umwelt schadet, passt einfach nicht zusammen.
Mit nachhaltiger Yoga-Kleidung sorgst du auf jeden Fall für gutes Karma. Denn auch wenn es uns manchmal so vorkommt, als wären wir selbst nur ein winziger Fisch in einem sehr großen Ozean: Mit jeder Kaufentscheidung, die wir treffen, nutzen wir unseren gesellschaftlichen Stimmzettel.
Klar, die nachhaltigen Leggings kosten wahrscheinlich etwas mehr als die Variante vom Discounter. Aber wenn du bereit bist, für faire Mode einen fairen Preis zu bezahlen, nimmst du damit Einfluss auf zukünftige Kollektionen. Du zeigst, dass Konsumenten Wert auf faire Löhne und schonende Produktionsbedingungen legen und bist vielleicht auch ein Vorbild für andere. Und oft ist der Preisunterschied zwischen Fair und Fast Fashion gar nicht so groß, wie viele denken.
Nachhaltige Yoga-Kleidung: Du entscheidest, was dir wichtig ist
Idealerweise wurde nachhaltige Yogakleidung aus einem ressourcenschonenden Material, ohne gefährliche Chemikalien, mit wenig Energie, unter fairen Arbeits- und Handelsbedingungen und in relativer Nähe deines Wohnorts hergestellt. Falls dich all diese Anforderungen jetzt komplett überfordern, möchten wir dich beruhigen: Es geht nicht um Perfektion, sondern um Schritte in die richtige Richtung.
Auch wenn deine Yogakleidung nicht nachhaltig hergestellt wurde, kannst du viel zu einer besseren Ökobilanz beitragen. Wasche Kunstfaserleggings in einem Mikroplastik-Waschbeutel, verwende umweltschonendes Waschmittel und trockne sie lieber an der Luft statt im Trockner. Und, ganz wichtig: Pflege und repariere die Produkte, die du besitzt. Am nachhaltigsten ist es immer noch, möglichst wenig zu kaufen und Kleidung so lange wie möglich zu tragen.
Umso wichtiger ist es, dass dir deine neue Yogakleidung gefällt. Achte beim Kauf darauf, dass sie gut sitzt, dir ausreichend Bewegungsspielraum bietet und sich auf der Haut angenehm anfühlt. Denn mit nachhaltigen Yogaleggings, die du nach zweimal tragen im Schrank vergisst, ist niemandem geholfen.
Übrigens: Bei den Yogamatten von mantrafant achten wir sehr auf Nachhaltigkeit – und wir versprechen dir, dass du lange Freude daran haben wirst. Vielleicht findest du in unserem Shop ja eine Matte, die farblich perfekt zu deiner neuen Yogahose passt?
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