Was ist Achtsamkeit: Trendbegriff oder Weg zur Erleuchtung?

Was ist Achtsamkeit? Im Prinzip geht es darum, jeden Moment mit allen Sinnen wahrzunehmen.

Rollst du heimlich mit den Augen, wenn du das Wort Achtsamkeit hörst? Wenn ja, solltest du unbedingt weiterlesen. Der Trend der letzten Jahre hat nämlich uralte Wurzeln: Viele der Ideen und Methoden, die wir heute verwenden, sind tausende Jahre alt. Wir sagen dir, was Achtsamkeit eigentlich ist und wie du sie üben kannst.

Was genau ist Achtsamkeit? Ein kleines Wort mit großer Bedeutung

Achtsamkeitstrainings sind groß in Mode: Was noch vor einigen Jahren von vielen als Nische oder esoterischer Quatsch abgetan wurde, ist inzwischen im Mainstream angekommen. Privatpersonen melden sich zu Achtsamkeits-Seminaren an, Unternehmen buchen Mindfulness-Workshops für Führungskräfte. Doch woher kommt die Trendwelle, die im Moment über die westliche Gesellschaft schwappt? Was ist Achtsamkeit überhaupt – und warum wollen plötzlich alle achtsamer sein?

Eine allgemeingültige Definition für Achtsamkeit zu finden, ist gar nicht so einfach. Der grundlegende Gedanke ist es dagegen schon. Erinnerst du dich noch daran, wie heute Morgen der erste Bissen deines Frühstücks geschmeckt hat? Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass du ihn gar nicht richtig wahrgenommen hast. Die meisten von uns sind nämlich im Alltag körperlich an einem Ort und mit ihren Gedanken an einem völlig anderen.

Das Gegengift zum Multitasking

Direkt nach dem Aufwachen geht es los: Wir denken an die Arbeit, die Kinder oder die To-Do-Liste des Tages. Wir duschen und überlegen währenddessen, was wir anziehen könnten. Wir ziehen uns an und fragen uns, ob das gestrige Outfit vielleicht ein Fehler war. Wir trinken Kaffee, lesen nebenbei die Zeitung oder checken unsere Social-Media-Accounts.  

Bei vielen Menschen schaltet das Gehirn im Alltag standardmäßig auf Autopilot. Und das hat Folgen: Wir fühlen uns gestresst, überfordert und haben das Gefühl, uns eigentlich zerreißen zu müssen. Hält dieser Zustand über einen langen Zeitraum an, kann er zu Burnout, Depressionen und einer ganzen Reihe an anderen Krankheiten führen. Was Achtsamkeit ist, ist im Prinzip das genaue Gegenteil. 

Die wichtigste Lektion der Achtsamkeit besteht darin, mit allen Sinnen im Hier und Jetzt zu sein. Stell dir vor, du gehst im Wald spazieren. Statt Musik zu hören oder Fotos für Instagram zu machen, konzentrierst du dich ganz auf dich selbst und deine Umgebung. Du schnupperst die Waldluft, beobachtest, wie sich die Blätter bewegen und hörst den Vögeln zu. Bei jedem Schritt merkst du, wie der Boden unter deinen Füßen nachgibt. Du spürst, wie dir ein leichter Windstoß durch die Haare fährt und wie sich bei jeder Einatmung dein Brustkorb hebt. Das ist Achtsamkeit.

Achtsamkeit: Alte Weisheit für moderne Menschen

Der zweite Schritt besteht darin, die Erfahrungen wertfrei anzunehmen. Ein Beispiel: Du hörst ein lautes Geräusch oder nimmst einen intensiven Geruch wahr. Wie schnell ordnest du beides in die Kategorie „angenehm“ oder „unangenehm“ ein? Wahrscheinlich so schnell, dass du es kaum steuern kannst. Wir alle beurteilen Erlebnisse nämlich anhand unserer früheren Erfahrungen – und ziehen deshalb oft voreilige Schlüsse. 

In Achtsamkeitsseminaren übst du die völlige Akzeptanz deiner Wahrnehmungen. Allen Eindrücken, Empfindungen, Emotionen und Gedanken begegnest du so neutral wie möglich. Du lernst, dich voll auf eine Situation einzulassen, ohne dich mit ihr zu identifizieren. Im japanischen Zen Buddhismus heißt diese Fähigkeit auch „Beginner’s Mind“ (shoshin): Du denkst und verhältst dich so, als wäre das Erlebte völlig neu für dich.  

Vielleicht schwant dir so langsam, warum das Thema gerade so beliebt ist: Die grundlegenden Prinzipien der Achtsamkeit sind etwas, das in unserem Alltag oft zu kurz kommt. Auf der einen Seite steht der gesellschaftliche Anspruch an Performance, Produktivität und Effizienz, auf der anderen der Wunsch nach einem entschleunigtem, entspannterem und erfüllterem Leben. Die Geschichte der Achtsamkeitspraxis zeigt aber, dass das kein neues Phänomen ist. Ihren Ursprung hat die moderne Achtsamkeitsbewegung nämlich im frühen Buddhismus

Schon vor mehr als 3.000 Jahren gab es den buddhistischen Begriff „Sati“- die Bedeutung ist allerdings etwas anders als die der heutigen Achtsamkeit. Sehr vereinfacht gesagt, steht Sati für die Kunst, die Realität so zu sehen, wie sie ist – ohne sie durch die Brille der eigenen Erfahrungen und Emotionen zu verfälschen. In anderen alten Lehren und Religionen finden sich ebenfalls Ansätze, die denen der heutigen Achtsamkeitstechnik ähneln.

Jon Kabat-Zinn: Vater der modernen Achtsamkeitsbewegung 

Was wir heute unter Achtsamkeit verstehen, geht in der westlichen Welt vor allem auf einen Mann zurück: Jon Kabat-Zinn, einem Molekularbiologen und begeisterten Anhänger des Zen Buddhismus. Er unterrichtete als Dozent an der University of Massachusetts im US-amerikanischen Boston. Dort entwickelte er in den 1970er Jahren ein medizinisches Konzept, das er MBSR nannte – Mindfulness Based Stress Reduction. Auf Deutsch heißt das so viel wie „Achtsamkeitsbasierte Stressbewältigung“. 

Seine Methodik basiert unter anderem auf Yoga und Vipassana-Meditation: Dabei konzentrieren sich die Übenden vor allem auf ihren Atem. Im Gegensatz zu den Ursprungsformen löste Kabat-Zinn sein MBSR-Konzept aber von jeglichen religiösen oder spirituellen Verknüpfungen. Er traf damit genau den Zeitgeist. In einer Gesellschaft, die die Sinne mehr und mehr überreizte und in der Geschwindigkeit und Konsumwahn kontinuierlich zunahmen, zeigte er den Menschen einen Pfad zu mehr Ruhe und Gelassenheit. MBSR ist inzwischen wissenschaftlich gut erforscht. Es gibt viele Studien, die den positiven Effekt auf die geistige und körperliche Gesundheit belegen.  

So wirkt Achtsamkeit auf deinen Körper

Was Achtsamkeit ist und wie wertvoll sie sein kann, wurde dank Jon Kabat-Zinn immer bekannter. Bis die Wissenschaft die Wirksamkeit der Praxis anerkannte, verging allerdings einige Zeit. Magnetresonanztherapie (MRT) und andere moderne Forschungsmethoden machen heute sichtbar, was eine regelmäßige Achtsamkeitspraxis bewirken kann: nämlich funktionelle und strukturelle Veränderungen im Gehirn.  

Achtsamkeitsmeditation stimuliert unter anderem den Hippocampus, der die Gedächtnisleistung verbessert. Die Amygdala – unser Angstzentrum – schraubt ihre Aktivität dagegen herunter. Das hilft uns, unsere Emotionen besser zu regulieren. Da Stress, negative Emotionen und andauernde Belastung sich auf unsere Hormone auswirken, kann Meditation auch die körperliche Gesundheit spürbar verbessern. Körper, Geist und Seele sind untrennbar miteinander verbunden. 

Besonders chronische Schmerzpatient*innen profitieren davon, sich in Achtsamkeit zu üben. Ein Grund dafür ist, dass sie lernen, ihr Leiden objektiver und somit neutraler zu betrachten. Statt gedanklich permanent um den Schmerz zu kreisen und sich dadurch noch mehr zu verkrampfen, akzeptieren sie ihn als rein körperliche Empfindung. Auch vielen Raucher*innen, Alkoholkranken und Patient*innen mit Essstörungen und verschiedensten psychischen Erkrankungen verhilft die Achtsamkeitspraxis zur Besserung. Eine Studie der University of Chicago lieferte sogar Hinweise darauf, dass die Praxis das Immunsystem stärken und die Krebstherapie unterstützen kann.  

Achtsamkeitskurs belegen oder zu Hause lernen? 

Natürlich musst du nicht erst krank werden: Die Achtsamkeitspraxis ist eine tolle Methode, um Krankheiten vorzubeugen und deine Resilienz zu stärken. Menschen, die regelmäßige Achtsamkeitsmeditationen machen, fühlen sich meist im Alltag zufriedener, entspannter und haben einen positiveren Blick auf sich selbst und ihre Mitmenschen. Klingt gut? Falls du dir jetzt denkst, dass dir das auch nicht schaden könnte: Am Markt gibt es inzwischen eine unendliche Auswahl an Anbietern von Achtsamkeitskursen und -trainings. 

Am gängigsten sind die MBSR-Seminare nach der Methode von Jon Kabat-Zinn. Viele deutsche Krankenkassen unterstützen die Teilnahme durch Zuschüsse oder übernehmen die Kosten sogar ganz. Innerhalb von acht Wochen lernst du, was Achtsamkeit ist und übst verschiedene Arten von Meditation, Body Scans und Yoga. Wenn dich Kabat-Zinns MBSR-Technik interessiert, empfehlen wir dir als Lektüre auch sein Buch „Full Catastrophe Living“ (Deutscher Titel: Gesund durch Meditation).

Alternativ kannst du zu Hause deine ganz eigene Achtsamkeitspraxis entwickeln. Das Einzige, was du dazu brauchst, ist etwas Disziplin und Durchhaltevermögen. Fang damit an, in bestimmten Situationen kurz innezuhalten. Du wartest darauf, dass der Wasserkocher fertig ist? Nutze den Moment, um ein paar Mal tief durchzuatmen und dich zu fragen, wie es dir gerade geht. Achte unter der Dusche darauf, wie warm das Wasser ist und wo es an deinem Körper herunterläuft. Nimm dir Zeit, um dein Essen bewusst und in aller Ruhe zu genießen. Plane gezielt Technik-freie Phasen ein und mach ab und zu einen Spaziergang, bei dem du nichts dabei hast außer dir selbst. 

Wenn du einen Schritt weitergehen möchtest, setz dich morgens und abends je fünf Minuten mit geschlossenen Augen an einen ruhigen Ort. Nimm zuerst deine Umgebung wahr. Beobachte, was gerade in deinem Körper und Geist passiert – wenn möglich, ohne es zu bewerten. Wenn du magst, kannst du gedanklich all deine Körperteile durchgehen: Fang am Scheitelpunkt an und arbeite dich nach und nach bis zu den Zehen vor. Konzentriere dich dann auf deinen Atem: Verfolge jeden einzelnen Atemzug von Anfang bis Ende. Wenn deine Gedanken abschweifen, bringst du dich einfach wieder zurück zur Atmung. Keine Sorge, falls dir das am Anfang schwerfällt – mit jedem Mal wird es leichter.  

Fazit: Was ist Achtsamkeit für uns? 

Achtsamkeitspraktiken bieten dir einen wunderbaren Leitfaden, um dem Stress unserer schnellen und chaotischen Zeit gelassener zu begegnen. Ob du das in einem Kurs lernen oder selbst üben willst, ist deine Entscheidung. Auch was genau Achtsamkeit für dich ist, kannst du auf deine Weise interpretieren. Während die eine Freundin dabei an ihre tägliche Meditation denkt und die andere an die regelmäßigen Einheiten auf der Yogamatte, ist es für dich vielleicht eher ein bewusster Moment in der Bahn zur Arbeit. Achtsamkeit hat viel mit Intention zu tun: Es geht weniger darum, was du machst, sondern wie du es machst. 

Und was ist Achtsamkeit nicht? Es ist kein Weg, der zu noch mehr Leistungsdruck in unserer Gesellschaft beitragen sollte. Wer Achtsamkeit praktiziert, um noch mehr zu arbeiten und zum optimierten Supermenschen zu werden, verfehlt den Kern der Methode. 

Für uns bei mantrafant heißt Achtsamkeit auch, das große Ganze zu sehen: Wer achtsamer lebt, spürt die Verbindung zur Natur und den Mitmenschen. Was wir tun, wirkt sich direkt oder indirekt auf unsere Umgebung aus. Achtsamkeit und Nachhaltigkeit hängen in unseren Augen eng zusammen. Unsere Produkte stellen wir deshalb unter fairen Bedingungen, ohne giftige Chemikalien und aus nachhaltigen Rohstoffen her. Für jede verkaufte Matte pflanzen wir außerdem einen Baum. Wenn du noch eine Unterlage für deine Meditation oder achtsame Yogapraxis suchst, schau dich doch mal in unserem Shop um!


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